"Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, welche Leidenschaft in jungen Menschen schlummert."
Manuela Hertel ist Hauptgeschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Sachsen-Anhalt e.V. und hat selbst über viele Jahre als Gastronomin Erfahrungen gesammelt. Als Branchenverband unterstützt der DEHOGA Sachsen-Anhalt e.V. das Hotel- und Gastgewerbe im Land bei der Durchsetzung seiner Interessen. Für das Projekt GRÜNDERKIDS unterstützt Manuela Hertel stellvertretend die Schülercafés und Schülerfirmen im Cateringbereich. Darüber hinaus wirkte sie aktiv bei der Durchführung der Schülerfirmen-Branchentreffen Gastronomie mit und berät das Team von GRÜNDERKIDS zu vielen spezifischen Themen rund um Schülercafés und Pausenversorgung.
Worin sehen Sie die Potenziale von Schülerfirmen?
Kinder und Jugendliche lernen, sich im Team zu organisieren, Abläufe zu koordinieren und wirtschaftlich zu denken und zu handeln. Das ist sowohl für später, aber auch für das Hier und Jetzt wichtig. So lernen sie, strukturiert in allen Lebenslagen zu handeln.
Inwieweit können Schülerfirmen aus Ihrer Sicht dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen des Arbeitslebens vorzubereiten?
Da innerhalb der Schülerfirmen die Abläufe so strukturiert sind wie in einem Wirtschaftsunternehmen, werden die Schüler bereits in jungen Jahren auf das Arbeitsleben vorbereitet. Sie sehen, was Erfolg bringt und können aus möglichem Misserfolg lernen – was auch wichtig für das spätere Leben ist. Die Jugendlichen lernen, Strukturen innerhalb des Teams aufzubauen, notwendige Abläufe umzusetzen und dies auch wertzuschätzen. Durch eine Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen erhalten sie wichtige Einblicke und können vom Know-How der anderen lernen. Sie erhalten vor allem die Möglichkeit, sich bereits in jungen Jahren auszuprobieren und ihre Interessen zu vertiefen – oder halt zu wissen, welche Richtung vielleicht auch mal nichts für sie ist – aber auch das ist eine wichtige Erkenntnis!
Wie haben sich die Herausforderungen in Ihrer Branche in den letzten Jahren gewandelt? Welche Auswirkungen hat das auf Ihre Anforderungen an potenzielle Auszubildende?
Unsere Branche ist stets im Wandel und muss sich ad hoc neuen Herausforderungen anpassen. Der Tourismus ist und bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der aber an Individualität kaum übertroffen werden kann. Die Bedürfnisse der Menschen ändern sich, das Gesundheitsbewusstsein und die Entspannung rücken immer weiter in den Vordergrund. So hat sich auch die Küche in den letzten Jahren immer mehr auf Regionalität und daher auf frische Produkte ausgerichtet. Die jungen Menschen begeistern sich wieder mehr für unsere Branche, da man sich entfalten kann und viele Möglichkeiten bestehen, sich weiterzubilden und wirksam zu werden.
Was war Ihre Motivation, sich für Schülerfirmen zu engagieren?
Für mich ist es sehr wichtig, die Impressionen von jungen Menschen von unserer Branche einzufangen und sie bereits früh für unsere Branche zu begeistern. Viele kennen den Beruf aus diversen TV-Shows, aber die Realität zu sehen und das Flair live zu spüren, ist etwas ganz anderes. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, welche Leidenschaft in jungen Menschen schlummert – dies heißt es zu fördern, zu formen und u.U. werden wir sie dauerhaft an unsere Branche binden. Das ist für uns wichtig, da wir den Nachwuchs brauchen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit GRÜNDERKIDS praktisch aus und wie soll sie zukünftig aussehen? Was braucht es Ihrer Erfahrung nach für eine gute Zusammenarbeit?
Als DEHOGA Sachsen-Anhalt e.V. sehen wir unsere Rolle insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung der Schülerfirmenbranchentreffen im Bereich Gastronomie. Hier konnten und können wir als Partner einerseits unsere direkten Kontakte zu Unternehmen der Region zur Verfügung stellen. Andererseits informieren wir selbst in Vorträgen, wie bspw. zur Allergenkennzeichnungspflicht, die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte über wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen, die auch für die Schülerfirmen relevant sind. Bei den Branchentreffen selbst steht das Selber-Machen natürlich im Fokus. Die Kinder und Jugendlichen haben bei diesem Format ja selbst die Chance, praktische Erfahrungen direkt in Unternehmen zu sammeln und von Profis zu lernen. Das waren bislang immer tolle Tage - mit sehr interessierten Schülerinnen und Schülern! Damit das Format nachhaltig für Schulen und Unternehmen wirkt, ist es vor allem wichtig, eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die auf Achtung und Vertrauen beruht. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen sollen sich trauen, alles zu fragen, was sie interessiert - um dadurch realistische Einblicke zu erhalten. Und das Unternehmen muss die Offenheit haben, den Schülerinnen und Schülern interne Abläufe so realistisch wie möglich zu zeigen.