„Verantwortung und Freiheiten stärken das Selbstbewusstsein“
Annegret Wille ist Lehrerin für die Fächer Englisch und Französisch an der Sekundarschule Burgschule Aschersleben. Seit diesem Jahr betreut sie mit zwei Kolleginnen die Schülerfirma „Castle Bikes“, die Dienstleistungen rund um das Fahrrad anbietet. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen und alternativen Lernformen für die Schülerinnen und Schüler entstand die Idee, eine Fahrradwerkstatt an der Schule einzurichten. Unterstützung hat sich das Gründerteam beim örtlichen Fahrradhändler gesucht und damit den ersten Kooperationspartner gefunden.
Was hat sie motiviert, die Gründung eine Schülerfirma an Ihrer Schule voranzutreiben?
2015 führten wir ein Camp-Move-Projekt durch. Diese Aktion diente der Förderung leistungsschwacher bzw. wenig motivierter Schülerinnen und Schüler. Sie richteten eine Fahrradwerkstatt ein und reparierten Fahrräder älteren Fabrikats. Das Projekt wollten wir weiterführen, und so entstand die Idee, eine Schülerfirma zu gründen.
Was begeistert die Schülerinnen und Schüler an der Arbeit in einer Schülerfirma?
Lernende, die weniger Erfolge in der Schule verbuchen, können sich hier in praktischer Arbeit beweisen. Generell aktive Schülerinnen und Schüler finden ein interessantes Feld, sich auszuprobieren. Workshops, Events und damit verbundene Verantwortung, aber auch Freiheiten stärken das Selbstbewusstsein.
Welche Entwicklung für die Schülerinnen und Schüler erhoffen Sie?
Natürlich zielt alles auf mehr Selbstständigkeit und Kommunikationsfähigkeit ab und die Arbeit gibt viele Impulse, für die eigene Person Verantwortung zu übernehmen.
Welchen Nutzen hat die Schule von diesem pädagogischen Projekt?
Zunächst kümmert sich jemand regelmäßig um die Räder der Schule. Wir bieten Verkehrserziehung für die Klassen an und führen beispielsweise bei Schulfesten Sportwettbewerbe (Duathlon, Triathlon) durch. Außerdem profitieren die kooperierenden Grundschulen von unserem Know-how im Bereich Fahrradsicherheit.
Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie während der Gründung und in der täglichen Arbeit durch Partner von außen, wie zum Beispiel von GRÜNDERKIDS, unterstützt werden?
Die Unterstützung von GRÜNDERKIDS ist sehr wichtig. Grundlagenvermittlung, Fortbildungen und Workshops motivieren und ermöglichen den Austausch.
Wie sieht die Arbeit für Sie als Projektbegleitung aus?
Auf jeden Fall muss eine gewisse Vorarbeit geleistet werden, ehe Schülerinnen und Schüler Projekte durchführen. Eine gute Teamarbeit unter den Kollegen, Mut zum „Eigene Erfahrung sammeln lassen“ und die Konzentration auf eine überschaubare Anzahl von Aktivitäten lassen den Aufwand nicht zu groß werden.
Wie ist die Schülerfirma zeitlich und inhaltlich in den Schulalltag eingebunden? Arbeiten Sie jahrgangsübergreifend? Falls ja, wie realisieren Sie das zeitlich? Gibt es fächerübergreifende Ansätze oder eine Zusammenarbeit mit Fachlehrkräften?
Da wir als Team die Schülerfirma leiten, verteilt sich die Arbeit, und es steht immer jemand als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Kolleginnen und Kollegen unterrichten die Fächer Fremdsprachen, Physik, Mathematik, Wirtschaft, Sozialkunde und Technik, sind aber auch sportlich und kreativ sehr engagiert. Die Schülerinnen und Schüler der Firma kommen aus den 7. bis 9. Klassen, in denen die Lehrkräfte die Klassen leiten. Somit bieten sich viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte, alle Beteiligten zu motivieren, zu interessieren, zu informieren usw.
Ist die Mitarbeit in einer Schülerfirma aus Ihrer Sicht für das spätere Berufsleben wichtig?
Sicher bietet die Arbeit den Schülerinnen und Schülern einen Vorteil für das spätere Berufsleben. Sie können sich in der Firma ausprobieren und schauen, welche Tätigkeitsfelder ihnen liegen, ob Werbung, Rechnungsführung, Organisation von Events oder eher Reparaturen in der Werkstatt, ganz abgesehen von der persönlichen Entwicklung, die die Lernenden erfahren.
Wie nutzen Sie die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, beispielsweise mit Unternehmen?
Ohne Partner von außen, wie den Fahrradhändler, den Sportverein, Geldinstitute oder Firmen, funktioniert nichts. Erst durch die Weitergabe ihrer Erfahrungen und durch ihre Unterstützung kann alles funktionieren. Gern beteiligen sie sich an Workshops und sichern Wettbewerbe ab.